Reise durch England – Episode 3

Linguajet-Unterhaltung

Südengland: Wie ich beinahe zu Robinson wurde 

Ich kann das Meer sehen. Zumindest ein kleines Stück davon. „Welcome to the seaside“, sagt Steve, der mich nach unserer Ankunft mit dem Zug zunächst hinunter zu Uferpromenade von Poole geschleppt hat. Und dann lachen wir, denn die Sicht beträgt etwa 200 Meter, wir sind mitten in der Stadt und es gießt in Strömen.

Nach einem kurzen Aufenthalt in London bin ich in Südengland gelandet, weil meine neue Bekanntschaft Steve mich hierher eingeladen hat. Feste Pläne hatte ich nicht und kann schließlich meine Englandreise genauso gut hier fortsetzen wie anderswo. Gestern war ich sehr glücklich darüber, ihn getroffen zu haben, weil er mir weiterhalf, als mein Handy („mobile phone“!) geklaut wurde. Heute frage ich mich allerdings, was er sich davon erwartet, eine wildfremde Frau, die mindestens zehn Jahre älter ist als er und über nur mangelhafte Englischkenntnisse verfügt, zu sich einzuladen. Oder was habe ich missverstanden? In den zwei Stunden Zugfahrt aus London bin ich jedenfalls nicht schlauer geworden, denn er war die ganze Zeit mit seinem iPad beschäftigt. „Sorry, I have to work!“

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Nun folge ich Steve zu Fuß durch den Regen. „It’s raining cats and dogs! But it’s not far!“ versichert er mir. Ich gucke zum Himmel, sehe aber nur ganz gewöhnlichen Regen. „Cats and dogs?“ Er lacht. „It’s raining a lot.“ Er zeigt mir eine Pfütze. „This is a puddle. Not a poodle. A poodle is a dog.“ Pudel, na klar. Wahrscheinlich gibt es hier einen speziellen Regen-Humor.

Steve und sein rätselhaftes Unternehmen 

Es ist aber tatsächlich nicht weit, und vor einem größeren Mehrfamilienhaus mittleren Zustands hält er an und schließt auf. Wir bleiben gleich im Erdgeschoss. „This is my flat and my office is over there“, erklärt er. Wie praktisch – auch wenn mir das Schild an der Tür überhaupt nichts sagt. Was für ein Unternehmer ist er denn? „What undertaker are you?“ Steve sieht mich groß an. „I’m not an undertaker. The only corpses I see are those of computers“. Habe ich mich verhört oder redet er plötzlich von Leichen? Ich hätte vielleicht doch keinen Miss-Marple-Krimi als Reiselektüre wählen sollen.

Im Film würde jetzt möglicherweise schon bedrohliche Musik kommen, weil die trottelige Hauptfigur gerade mit ihrem potenziellen Mörder in die Wohnung geht. Es riecht aber ganz normal und Steve zeigt mir erst das Bad und dann ein ordentliches Zimmer mit Bett, Schreibtisch und Waschbecken. „I used to rent out this room via Airbnb. You can have it if you want.“ „Yes, very nice“ sage ich, denn das ist es, und für den Regen kann er ja nichts. Er lässt mich allein, und ich kann es kaum erwarten, endlich das Englisch-Wörterbuch herauszuholen, das mir jetzt weiterhelfen muss. Ein Unternehmer ist also ein entrepreneur. Ein undertaker ist ein Bestatter. Und die einzigen Leichen, die es hier gibt, sind in meiner Fantasie.

Ich bin allerdings nicht nach England gefahren, um in Zimmern zu sitzen. Sobald es aussieht, als hätte der Katzen-und-Hunde-Regen nachgelassen, bin ich schon wieder in Aufbruchsstimmung. Und packe sicherheitshalber das Wörterbuch in meinen kleinen Tagesrucksack. Mein Gastgeber ist ohnehin beschäftigt. Damit die Sache geklärt ist, frage ich noch „how much is it“ und zeige auf das Zimmer. Seinen Preisvorschlag von 25 Pfund finde ich völlig ok und bekomme einen Schlüssel. Ich will noch ein bisschen Interesse an seinem Beruf zeigen: „So you are the chef of your own company?“ Aber er sieht mich nur wieder so seltsam an: „No, I don’t cook. I’m a data consultant.“ „Oh. Very interesting“, sage ich höflich. Draußen blättere ich nach. „Chef“ ist nicht „Chef“, nur Küchenchef. Was ich meinte, ist der „boss“ oder „head“. Vielleicht sollte ich künftig vorher nachsehen.

Fortsetzung folgt…

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