Reise durch England – Episode 13
Linguajet-Unterhaltung

Reise nach Schottland und das Ungeheuer von Loch Ness
Ich weiß, dass es höchstwahrscheinlich kein Ungeheuer im Loch Ness gibt. Trotzdem möchte ich unbedingt zu diesem See. Nach den Tagen in London klingt wilde Landschaft, Natur und wenig Menschen außerdem ganz verlockend. Und so besteige ich in King’s Cross den Zug, der mich nach Schottland bringen soll.
Es sind acht Stunden Fahrt von London nach Inverness, und natürlich habe ich vorgesorgt. Wasserflasche, Sandwich, Süßigkeiten, Reiselektüre. Es gibt auch einen Zug über Nacht, aber ich will ja was sehen von dem Land, durch das ich fahre. Ich mache es mir also gemütlich auf meinem Fensterplatz im Großraumwagen und freue mich schon auf meine zukünftigen Abenteuer. Zufrieden stelle ich fest, dass es WLan und eine Steckdose gibt. Der Zug ist nur mäßig besetzt. Meine Mitreisenden sind ruhig, und der Platz neben mir ist frei.
Meine Lektüre ist ein deutschsprachiger Schottland-Reiseführer, den ich in der Bücherecke des Hostels gefunden habe. Leider kommt recht viel blutige Geschichte drin vor. Interessant finde ich aber, dass Loch Ness Teil eines Kanalsystems ist, das ganz Schottland durchquert, der Caledonian Channel. Außerdem hat dieser See das meiste Wasser überhaupt aller britischen Seen, weil er fast überall tief ist. Genug Platz für ein Monster also, sich zu verstecken … Weil ich ja besser Englisch lernen will, habe ich mir auch noch eine Zeitschrift am Bahnhof gekauft. Leider muss ich sehr viele Wörter nachsehen.
Sprachen lernen kann so einfach sein !
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Fragwürdige Zutaten im Speisewagen-Menü
Ein paar Stunden später habe ich meine Sandwiches verschlungen und alles gelesen, was mich interessiert. Ich hätte jetzt Lust auf Bewegung und einen frischen Kaffee. In diesem Zug gibt es doch sicher einen Speisewagen? Ich frage die Frau, die auf der anderen Seite des Gangs sitzt und liest. „Excuse me, do you know where the food waggon is?“ Die Frau sieht auf. Offenbar habe ich mal wieder nicht die richtigen Vokabeln erwischt. „You mean a dining car?“ Nein, ein Auto suche ich eigentlich nicht … „Where you can eat here in the train?“ „That’s called a dining car. Or restaurant car“, sagt sie. Offenbar hat sie begriffen, dass ich keine Ahnung habe. „I don’t know. I never use them. But I´m sure there is one. Or at least a café or something like that.“
Was hat sie gegen Speisewagen – außer vielleicht die Preise? Britisches Essen hat ja nicht den besten Ruf, aber bisher habe ich mich doch ganz gut ernähren können. „Is the food not good?“ „I prefer fresh, healthy food. Too much preservatives in the food here.“ Wie bitte? Kondome im Essen? „Sounds disgusting. How can this happen?“ frage ich, während ich mir die Szene bildlich vorstelle. „That’s capitalism“, erklärt die Speisewagen- Boykotteurin. Sicherheitshalber schlage ich das Wort doch nach. Die Ekelvision verblasst etwas. Auch Konservierungsstoffe sind nicht lecker, aber nicht komplett deplatziert in einem Speisewagen-Menü. Da ich nicht weiß, wie ich meine Erkenntnisse vermitteln soll, ohne in neue sprachliche Fettnäpfchen zu treten, behalte ich sie erst einmal für mich. Englisch lernen hält doch viele Fallen bereit!
Monster und andere Attraktionen
„Where do you come from“, fragt mein Gegenüber, dessen Interesse offenbar geweckt ist. Und natürlich will sie auch wissen, wo ich hin will. Erin, so heißt sie, kommt aus Inverness, arbeitet jetzt in London und ist nun unterwegs, um ihre Eltern zu besuchen. Als ich sage, dass ich zum Loch Ness will, sieht sie mich an, als sei ich ein total hoffnungsloser Fall: „You know it’s a hoax, right?“ Ich weiß nicht, was ein Hoax ist, aber ich habe eine Vermutung, was sie mir sagen will. „It’s big business. Making money in the middle of nowhere. Scotland’s best selling attraction. Which doesn’t even exist. It’s ridiculous.“ Ich habe das Gefühl, meine Pläne verteidigen zu müssen. „I don’t think there is really a monster“, sage ich. „It’s just an interesting story. It’s funny to think about it. And the landscape looks great on the pictures.“ „My brother is in that business, too. Guiding around tourists and telling fairy tales.“ Sie lehnt sich in ihren Sitz zurück, als sei auch er ein total hoffnungsloser Fall.
Fortsetzung folgt…
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